Einer der Gründer der Investorenassoziation, Swen Uusjärv, sieht als eine vernünftige Möglichkeit, um die alternative Börse zum Laufen zu bringen, alle alternativen Finanzierungsmöglichkeiten, unter anderem den Sekundärmarkt der Investitionen über Crowdfunding-Plattformen, zusammen zu führen.
„Der Handel an der alternativen Börse ist deshalb so gering, weil es nicht genug Angebote gibt,“ erklärte Uusjärv. „Der Mangel an Angeboten liegt an der Vielzahl an alternativen Möglichkeiten, sodass eine starke Beteiligung von ausländischen Investoren, die den Unternehmen helfen könnten, oder eine Übernahme sowie der Wandel zu einem öffentlichen Unternehmen als nicht mehr so interessant erscheinen.“
Als Beispiel brachte er, dass Bankenkredite sehr günstig sind, sich Start-ups jedoch nicht dafür qualifizieren. „Vielleicht müssten wir anstatt der Nutzung von ausländischem Kapital eine Möglichkeit finden, wie wir stattdessen den Kreis an estnischen Investoren und Vertragspartnern mit Hilfe der alternativen Börse ausweiten können,“ gab Uusjärv zu bedenken.
Diese müssen die Möglichkeit entdecken, in Start-ups zu investieren. „Der revolutionäre Ansturm neuer Visionen passt möglicherweise nicht in unsere heutige alltägliche Realität, jedoch ist auch Morgen ein Tag, dies haben schon Crowdfundings bewiesen, von denen so manches Hunderttausende innerhalb von Stunden eintreibt,“ erklärte Uusjärv. „Jeder Unternehmer weiß, das heute schon auf die Zukunft zu setzen ein sinnvolles Vorhaben ist. Auf diejenigen, die hinterherhinken, wartet Stillstand.“
Jedes Crowdfunding-Portal versucht laut Uusjärv, seine eigene Methode zu finden und zu entwickeln, wie man mit Hilfe der eigenen Plattform Geld verfügbar machen kann. Uusjärv schlug vor, dass man nach dem Ende einer Kapitalbeschaffung auf einer Crowdfunding-Plattform alle Investoren einfach auf der alternativen Börse listen könnte. „Wenn man Anteile handelbar macht, entsteht theoretisch Liquidität eines größeren Marktes, als bei einer Vereinbarung zwischen ein paar Investoren und einem Portal“, erklärte er. „Dies macht die Investitionen transparenter und bringt die Unternehmer dazu, zielgerichteter zu handeln. Gleichzeitig wird der Beginn des Erfolges vom gemeinsamen Finanzierungsportal und dem börsennotierten Unternehmen getragen. “
Momentan sind laut Uusjärv die estnischen Privatanleger deshalb eher passiv, da Möglichkeiten zum Investieren von Geld bescheiden sind und weil die Überregulierung der Finanzinstrumente die Beschaffung neuen Kapitals behindert. „Der Mangel an Möglichkeiten und neuen Ideen hat unsere Gesellschaft so weit gebracht, dass zu viel Geld in Spareinlagen steckt, das aufgrund der geringen Zinsen von der Inflation aufgefressen wird. Wir sind nicht weit davon entfernt, dass die Inflationsrate höher liegt, als der Zinssatz für Termingelder,“ merkte er an.
Eine Untersuchung der Finanzaufsichtsbehörde zeigte, dass 2015 Spareinlagen bevorzugt auf Girokonten gehalten wurden, nicht in Termingeldern. Außerdem wurde in der Untersuchung klar, dass das estnische Privatvermögen zu 61 %, also 5,7 Milliarden Euro, aus verschiedenen Geldanlagen und zu 30 %, also 2,7 Milliarden Euro, aus obligatorischen Rentenfonds bestand. „Das in Geldanlagen befindliche Geld nutzt ausschließlich Banken, wobei der niedrige Zinssatz zeigt, dass ein Teil der Banken gar nicht an Geldeinlagen interessiert ist,“ sagte Uusjärv. „Im Extremfall bleibt der Wert des Geldes gleich, eher zahlt man jedoch für die Lagerung von Kapital im sogenannten virtuellen Tresor an den „Tresorbesitzer“.“
An Skeptiker gerichtet, die aufgrund einer Furcht vor Kapitalverlust die sicherste Geldaufbewahrungsart und -weise wählen möchten, sagte Uusjärv, dass Unternehmen, von denen ein viel zu großes Risiko ausgeht, es sowieso nicht an die Börse schaffen. „Man muss die Anforderungen der Finanzaufsichtsbehörde erfüllen. Diejenigen, die dies schaffen, sind sicherlich die überlebensfähigsten Unternehmen“, bemerkte Uusjärv. „Daraus folgt, dass eine Investition in Unternehmen, die an der alternativen Börse notiert sind, weitaus sinnvoller und risikofreier ist. Könnte man dies in Zusammenarbeit mit Crowdfunding-Portalen tun, so wären dem Investment ein Sekundärmarkt und Liquidität sicher.
Der Hauptgrund, warum Unternehmen nicht an die alternative Börse gehen wollen, ist laut Uusjärv der, dass dort einfach nur gelistet zu sein nicht ausreicht. „Es muss auch Investoren geben, die einen bemerken und die Mehrzahl der momentan vorhandenen Investoren haben eine geringe Stresstoleranz, sind zersplittert und wollen spekulative Gewinne, also kurzfristige Gewinnen mit ihren geöffneten Positionen einfahren, statt eine längere Zeit an der Seite des Unternehmens zu stehen“, erläuterte er. Eine Lösung für das Problem, neue Investoren zu finden, sind momentan laut Uusjärv Crowdfunding-Investoren. „Genau diese schon funktionierenden Systeme sind der Schlüssel, der es ermöglicht, Millionen von Euro innerhalb von Tagen zu sammeln, falls dein Ziel angemessen ist, die Investoren an das Ziel und an dich als dessen Umsetzer glauben“, erklärte er.
Quelle: Äripäev, Alyona Stadnik, 31. Mai 2016, Foto: Andras Kralla